Besuch im Hospiz: Rolf Heggen (links) und Frank Hieret (rechts) mit Vertretern der CDU Biebergemünd im „Raum der Stille“
„Ein sehr familiäres und geborgenes Gefühl“
Ein Besuch der besonderen Art stand auf dem Programm für die Biebergemünder Christdemokraten: Fraktions- und Parteimitglieder statteten dem Gelnhäuser Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal einen Besuch ab. Im Gespräch mit Frank Hieret, Leiter des Hospizes, sowie dem langjährigen Vorsitzenden des Förderkreises Hospiz Kinzigtal e.V., Rolf Heggen, konnten sich die Besucher einen umfassenden Überblick über die Geschichte, die Einrichtung sowie der dort gelebten Philosophie verschaffen.
Dass sich in den Räumlichkeiten des über 100 Jahre alten Sandsteinhauses – ehemals Krankenhaus und Altenpflegeheim – oberhalb des Obermarktes in Gelnhausen einmal ein hochmodernes Hospiz befinden würde, war für viele vor wenigen Jahren noch undenkbar. Vorangegangen war am Anfang der große Einsatz von vier engagierten älteren Frauen, die ein konkretes Ziel verfolgten: Ein Hospiz für den Main-Kinzig-Kreis. Schnell fanden sich Unterstützer, darunter auch Rolf Heggen und Eugen Glöckner: Vor zehn Jahren wurde der Förderkreis gegründet, der es sich zum Ziel gemacht hat, ein würdevolles Sterben für schwerstkranke Menschen in einem Hospiz zu ermöglichen. Nach nur zwei Jahren der Planung und eines sehr aufwändigen Umbaus des ehemaligen Kreisruheheims konnte das Projekt 2017 realisiert werden: Das Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal öffnete seine Türen und ist seitdem ein lebendiger Ort, der durch die herzliche Atmosphäre von Träger, Mitarbeitern und Gästen erfüllt wird. „Die meisten von uns sind mit ganz gemischten Gefühlen hierhergekommen; das Sterben und der Tod sind eben doch oftmals noch ein Tabuthema. Doch die wirklich menschliche und herzliche Art von Herrn Hieret und Herrn Heggen sowie die Atmosphäre dieser Einrichtung haben uns ein sehr familiäres und geborgenes Gefühl gegeben“, so die CDU-Parteivorsitzende Nicole Heim.
Neben klassischer Schmerztherapie und psychosozialen Begleitung werden unter anderem auch musik- und hundetherapeutische Möglichkeiten für die Gäste angeboten. Auch die Angehörigen und Freunde der Kranken, die jederzeit willkommen sind, werden in dieser Phase des Abschiednehmens begleitet. Nicht das wirtschaftliche Denken stehe im Vordergrund, sondern der einzelne Mensch und dessen Bedürfnisse; aus diesem Grund herrschen auch ein freundschaftlicher Austausch und Kontakt mit anderen Hospizen. Im Hospiz St. Elisabeth in Gelnhausen können bis zu acht Personen von hochqualifizierten Pflegekräften, Sozialpädagogen und Hauswirtschaftlern betreut werden. Die Größe sei auch ein Grund dafür, dass die Mitarbeiterinnen genügend Zeit für die individuellen Bedürfnisse der Gäste hätten.
In dem lichtdurchfluteten sowie hell und modern eingerichteten Hospiz herrscht keine bedrückende Stimmung: „Natürlich ist das Sterben eine in uns tief verankerte Angst. Uns ist es aber wichtig, den Menschen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen, ihnen zu zeigen, dass sie gut versorgt werden und sie sich keine Sorgen machen müssen“, so der Leiter Frank Hieret und fügt hinzu: „Die Momente, in denen wir von unseren Gästen mit einem großen Lächeln und funkelnden Augen angeschaut werden, sind der größte Lohn und Dank, den wir bekommen können.“ So habe man zum Beispiel auch keine Mühen gescheut, eine Hochzeit mit den langjährigen Bikerfreunden oder ein Abschiednehmen vom geliebten Pferd für Gäste zu ermöglichen.
Die Spendenbereitschaft für den Förderkreis sei zwar gut, aber Krisen wie Inflation, Corona oder der Ukrainekrieg hätten auch Spuren hinterlassen. Rolf Heggen, Vorsitzender des Förderkreises mit seinen rund 570 Mitgliedern, erzählt, dass mit den Spenden neben dem laufenden Betrieb auch Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeiter finanziert würden: „Gemäß der bundesweiten Rahmenvereinbarung für stationäre Hospize können nur 95 Prozent der laufenden jährlichen Betriebskosten auf den Pflege- bzw. Bedarfssatz umgelegt werden. 5 Prozent der Kosten – bei unserem Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal bis zu 90.000 Euro jährlich – sind vom Förderkreis Hospiz Kinzigtal e.V. aufzubringen. Ob fünf Euro Geldspende oder Sachspenden wie ein Strandkorb für die Dachterrasse mit Blick über die Altstadt und weit in das Kinzigtal – jeder Cent kommt an und hilft“.
„Seit Inbetriebnahme des Hospizes im Jahre 2017 konnte bislang insgesamt 17 Biebergemünder Bürgerinnen und Bürgern ein würdevolles Sterben ermöglicht und den Angehörigen Trost gespendet werden. Diese Würdigung ist lange überfällig und für die wir uns in den gemeindlichen Gremien fraktionsübergreifend einsetzen möchten. Eine finanzielle Unterstützung in Form einer Zimmer-Partnerschaft ist genau das richtige Zeichen“, so der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Weigand. Zehn Privatpersonen des Main-Kinzig-Kreises, Vereine sowie auch Nachbarkommunen Biebergemünds – darunter auch Gelnhausen, Bad Orb, Wächtersbach, Linsengericht und Flörsbachtal – haben bereits Patenschaften für ein Zimmer übernommen. Aus diesem Grund werde die CDU-Fraktion der Gemeindevertretung zur nächsten Sitzung am 19. Dezember den Antrag vorlegen, angesichts der Finanzstärke der Gemeinde Biebergemünd ein klares finanzielles Signal in Richtung der Hospizleitung und des Förderkreises den Biebergemünder Bürgerinnen und Bürger zu senden und eine Patenschaft zu übernehmen, so Weigandt.
„Wir sind Herrn Hieret und Herrn Heggen sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen haben, um uns einen Einblick in diese für die Region so wichtige Einrichtung zu ermöglichen und hierbei so aufgeschlossen, herzlich und einladend Fragen beantwortet und uns die Räumlichkeiten gezeigt haben“, betonte Nicole Heim abschließend.