Nach der Auflösung ihres 143 Jahre alten Vereins spenden die Mitglieder an die Hospize in Gelnhausen und Hanau
Über eine ganz besondere Spende für die Hospizarbeit berichtet Joachim Ludwig in der GNZ. Wir zitieren aus dem Text des GNZ-Reporters, der auch seit langem Mitglied des Förderkreises Hospiz Kinzigtal e.V. ist:
Im September 2023 fand der Liebloser Gesangverein Einigkeit von 1880 in einer außerordentlichen Versammlung keinen neuen Vorstand; die Mitglieder stimmten für die Auflösung. Das restliche Vereinsvermögen fließt in zwei wichtige Institutionen im Main-Kinzig-Kreis.
Dass der Gesangverein nach 143 Jahren aufgelöst worden ist, reiht sich ein in die traurige Entwicklung dieser Zeit. Immer mehr etablierten Vereinigungen droht dieses Szenario. Zumeist, weil der Nachwuchs fehlt. Doch zumindest aus dem Ende der so langen Gesangsgeschichte geht auch etwas Positives hervor. So übergaben die beiden Liquidatoren Wolfgang Lamm und Helmut Köhler jeweils 5.000 Euro aus dem restlichen Vereinsvermögen an den Förderkreis Hospiz Kinzigtal in Gelnhausen und an das Hospiz Louise de Marillac in Hanau. „Wir wollen die herausragende Arbeit unterstützen“, sagten die Liquidatoren im Namen des aufgelösten Vereins. Das Geld war unter anderem beim Verkauf des Vereinsinventars erlöst worden. Und weil da schon bekannt war, wohin das Geld fließen soll, ist wohl auch der ein oder andere Euro mehr eingenommen worden.
„Es ist einfach unglaublich. Wir freuen uns über jeden Cent, der gespendet wird. Aber diese Summe ist etwas ganz Besonderes“, sagte der Gelnhäuser Hospizleiter und Förderkreis-Vorstand Frank Hieret. Auch die Hanauer Hospizleiterin Jeannette Marquardt und Pflegedienstleiterin Silvia Offermann- Metz freuten sich sehr: „Wir brauchen solche Unterstützung, um unsere Arbeit überhaupt machen zu können“, betonten sie. Denn bewusst werde die Betreuung auf dem letzten Weg im Hospiz von den gesetzlichen Krankenkassen nur zu 95 Prozent getragen. So werde verhindert, dass in dem Bereich, in dem Einrichtungen wie die in Gelnhausen und Hanau wirken, Profit gemacht werden könne. „Beide Hospize haben sehr engagierte Teams, die sich ganz in den Dienst unserer Gäste stellen“, sagte Frank Hieret. Er ist stolz darauf, was vor Ort, aber auch im ambulanten Palliativteam geleistet wird. „Der Main-Kinzig-Kreis ist in der Palliativversorgung ein bundesweiter Vorreiter“, bestätigte Silvia Offermann-Metz.
Die insgesamt 10.000 Euro an Gesamtspende kamen dabei ebenfalls auf einem „letzten Weg“ zusammen. „Wir mussten leider die Auflösung unseres Vereins beschließen“, erklärte der ehemalige Vorsitzende Wolfgang Lamm. 143 Jahre war der Gesangverein Einigkeit eine feste Größe in Lieblos. „Und dann wurden wir beide zu Liquiditatoren“, ergänzte der ehemalige Kassierer Helmut Köhler. Grund war die Überalterung der Mitglieder, aber auch der aufwändige Erhalt des 1974 gebauten Vereinshauses. Dieses ging in den Besitz der Gemeinde Gründau über. „Wir haben sehr gut mit der Kommune zusammengearbeitet. Wir konnten klären, dass wir das Inventar verkaufen können“, erläuterte Helmut Köhler. Auch die Kulmbacher Brauerei als Nachfolger der Wächtersbacher Brauerei gab dafür grünes Licht. „Wir haben im Haus Flohmärkte organisiert und vieles über Ebay-Kleinanzeigen verkauft. Als die Käufer hörten, dass das Geld an die beiden Hospize geht, haben viele noch ein paar Euro, einer sogar 50 Euro draufgelegt.“ Die Mitglieder waren sich einig, dass das Geld einem guten Zweck zukommen soll. Im Förderkreis Hospiz Kinzigtal und im Hospiz Louise de Marillac wurden zwei sehr gute Möglichkeiten gefunden, am Ende der Geschichte des Vereins noch viel Gutes zu bewegen. „Das Finanzamt will nur noch eine Spendenquittung haben“, so Helmut Köhler über die letzten Schritte bei der Abwicklung des Vereins.
Fotos: Joachim Ludwig